Textversion

Sie sind hier:

Naturschutz vor der Haustür

Auftakt zur Frühjahrszeit

Erzeugung gesunder Nahrungsmittel im Kleingarten

Nützlinge schützen

Suchen nach:

Allgemein:

Startseite

Seitenübersicht

Impressum

- Realität oder Illusion? -



Obst und Gemüse zählen wir von Natur aus zu den gesunden Nahrungsmitteln. Der Gehalt an verschiedenen Vitaminen - besonders dem Vitamin C -, an Mineralstoffen und Spurenelementen, an Wirkstoffen und Hormonen und nicht zuletzt an Ballaststoffen macht das Obst und Gemüse zu einem unverzichtbaren Bestandteil unserer Ernährung.
Jeden Tag sollte man rohes Obst, Salate und/oder Gemüse als Rohkost auf den Speisezettel setzen, ergänzt durch frische Gewürzkräuter und Frischpreßsäfte. Der Kleingärtner versucht, einen Teil seines Bedarfes an Obst und Gemüse über einen Anbau im eigenen Garten abzudecken, sicherlich nicht mehr in dem Umfang wie früher und auch in etwas anderer Artenstruktur.
Die Anbautendenzen der letzten Jahre zeigen, das besonders Gemüse-und Obstarten für den Frischverzehr (Salate, Gurken, Tomaten, Radies, Gewürzkräuter, Erdbeeren, Strauchbeerenobst, Pfirsiche u. a.) verstärkt angebaut werden zu Lasten von Grobgemüse und bestimmten Kernobstarten. Natürlich entscheidet jeder Kleingärtner selbst, was und wieviel er davon anbaut. Eigene Interessen, vorhandene natürliche Anbaubedingungen und zunehmend auch soziale Aspekte sind hierfür bestimmend.
Welchen gesundheitlichen Wert das selbst erzeugte Obst und Gemüse letztendlich hat und wodurch es sich von Produkten aus dem professionellen Anbau (z. B. Hollandgemüse oder von deutschen Großerzeugern) unterscheidet, läßt sich nicht in einem Satz beantworten.
Denn erwerbsmäßig erzeugtem Obst und Gemüse sowie den Importen wird oft nachgesagt, das es mit zu hohem Aufwand von Düngemitteln und Pestiziden produziert wird, in Form und Farbe zum Teil unnatürlich wirkt und wenig Geschmacksstoffe enthält. Einige dieser Argumente sind sicherlich nicht von der Hand zu weisen, obwohl man korrekterweise feststellen muß, daß sich die „Profianbauer" seit Jahren bemühen, im Rahmen des „integrierten Anbaus" den Einsatz von Mineraldünger und Pflanzenschutzmitteln deutlich zu reduzieren und verstärkt natürlich-biologische Methoden anzuwenden.
Trotzdem muß klar festgestellt werden: Im Groß- und Monoanbau kann auf einen Einsatz von Mineraldünger und Pflanzenschutzmittel zur Sicherung hoher Erträge nicht verzichtet werden. Es kommt halt auf die Dosis an! Die These „Viel hilft viel" hat heute keine Berechtigung mehr. Der optimierte und damit begrenzte Einsatz von chemischen Mitteln zur richtigen Zeit auf der Grundlage von Nährstoffuntersuchungen des Bodens bzw. Erkenntnissen der Schaderregerüberwachung muß nicht zur Minderung der Inhaltsstoffe und zu äußeren Qualitätsverlusten führen!
Deshalb: „Integrierter Anbau" muß auch „kontrollierter Anbau" sein!
Völlig anders ist die Betrachtungsweise im Kleingarten. Hier geht es nicht um Monoanbau und Höchsterträge, sondern um ein breites Artenspektrum auf kleinem Raum zur Eigenversorgung. Unberührt davon bleibt auch hier der Bedarf der Pflanzen an Nährstoffen und die Notwendigkeit der Abwehr von Krankheiten und Schädlingen. Die Hinwendung zum „naturnahen Garten" erfordert deshalb auch andere Mittel und Methoden in der Bewirtschaftung. Der natürliche Kreislauf - Boden - Pflanze, Tier, Mensch - Boden muß möglichst aus eigenen Ressourcen geschlossen werden.

Dazu gehören solche Maßnahmen wie z. B.:

• Versorgung des Bodens mit Kompost
- Aufbau einer intensiven Kompostwirtschaft zur Verwertung aller gesunden organischen Stoffe, Einführung des - -Flächenkompostiercns nach der Methode Kretschmann (1993/94)
- Bodenabdeckung durch Mulchen
- Einsatz organischer Düngemittel wie Knochenmehl, Blutmehl u. a.
- Einsatz natürlicher Bodenverbesserungsmittel wie Sicine und Tonmehle
- Einsatz von Mineraldünger (vor allem Phosphat, Kali, Magnesium und Spurenelementen) als Ergänzung.

• Aufbau einer mehrjährigen stabilen Fruchtfolge
- Anbau von Mischkulturen
- Aufbau von Hügel- und Hochbeeten
- Errichtung von Gewürzkräuterpyramiden und Erdbeerpyramiden.

• Förderung der Nützlinge und anderer Möglichkelten zur Abwehr von Krankheiten und Schädlingen
- Anbringen von Nistkästen bzw. Nisthilfen für heimische Vogelarten
- Förderung nützlicher Insekten durch Errichtung von Insektenwänden bzw. UnterzeltschlupfmÖglich-keiten
- Herstellung von Pflanzenbriihe (Brennessel, Ackerschachtelhalm, Comfrey u. a.).

• Schaffung ökologischer Nischen im Garten
- Anlegen eines Kleinbiotops
- Anlegen einer Blumenwiese
- Errichtung von Steinhaufen oder Reisighaufen als Quartier für Igel, Spitzmaus, Schlangen,

Nach heutigem Erkenntnisstand kann eingeschätzt werden, das in Kleingärten mit naturgemäßer Bewirtschaftung weitestgehend auf Mineraldünger und völlig auf chemische Pflanzenschutzmittel verzichtet werden kann, bei Anwendung und Nutzung anderer Alternativen.
Bestimmte Gefahren bei der Anwendung (unsachgemäße Anwendung) von Chemikalien (Rückstände) werden hier ausgeschlossen. Der gesundheitliche Wert des so erzeugten Obstes und Gemüses ist hoch einzuschätzen. Der Ernte in der Genußreife sichert einen arttypischen und vorzüglichen Geschmack und einen hohen Frischegrad. Die Erzeugung gesunder Nahrungsmittel im Kleingarten muß keine Illusion bleiben, sondern wird zur Realität durch das Wissen und den Fleiß der Kleingärtner.