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Naturschutz vor der Haustür

Auftakt zur Frühjahrszeit

Erzeugung gesunder Nahrungsmittel im Kleingarten

Nützlinge schützen

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Naturschutz vor der Haustür



Noch herrscht in den meisten Kleingärten Winterruhe. Aber schon jetzt sollte man sich Gedanken über das neue Gartenjahr machen.
In der Bundesrepublik Deutschland gibt es etwa 12 bis 15 Millionen Klein-, Haus und Freizeitgärtner.
Sie alle, ob organisiert oder individuell, bewirtschaften und nutzen durchschnittlich Bodenflächen von 200 bis 500 Quadratmeter (auch größere) zur Erzeugung von Obst, Gemüse und Zierpflanzen. Gleichzeitig dient der Garten aber auch für Sport und Spiel und zur Erholung.
Grundlage für jede Bewirtschaftungsform, eines Gartens ist und bleibt der Boden. Sowohl als Standort für Bäume, Sträucher und Pflanzen, wie auch als Wasser und Nährstoffquelle sichert ein gesunder und fruchtbarer Boden über viele Generationen hinweg Nahrung für Mensch und Tier, Rohstoffe sowie Lebensräume für alle Lebewesen.





Von der Natur können wir lernen

Es kommt also auf die Art und Weise an, wie wir mit dem Boden umgehen, wie wir ihn hegen und pflegen und damit eine unserer wichtigsten Lebensgrundlagen, erhalten. Dabei können und sollten wir von der Natur lernen oder wie es der Dichter Heinrich von Kleist ausdrückte: „Einen Lehrer gibt es, wenn wir ihn verstehen - es ist die Natur."
In den letzten Jahren gibt es vielfältige Bemühungen verschiedener Organisationen (Bund Deutscher Gartenfreunde, Naturschutzbund Deutschlands u. a.), der Wissenschaft, aber auch von Betrieben und Einrichtungen (biologischer Landbau) sowie Privatpersonen, zu naturnahen Methoden und Formen bei der Bewirtschaftung, des Bodens und der Erzeugung von Produkten zurückzukehren bzw. solche neu zu entwickeln.
Aus der Fülle neuer Erkenntnisse und praktischer Erfahrungen ergeben sich besonders für den Klein-, Haus- und Freizeitgärtner ungeahnte Möglichkeiten, seine Gartennutzung und -bewirtschaftung zu verändern bzw. umzustellen, wobei er kritisch prüfen und hinterfragen muss, welche Methoden unter seinen konkreten Bedingungen die besten sind. Hinzu kommt, dass die Natur ein komplexes Gebilde ist und uns somit lehrt, Zusammenhänge und Kreisläufe zu erkennen und zu beachten.
Naturnaher Garten ist eng mit dem Begriff und der Methode „Mulchen" (Bodenab- oder -bedeckung) verbunden. Aus der Natur (Wald) abgeschaut, hat das Mulchen in den Gärten eine große Verbreitung gefunden. Dafür gibt es viele nachvollziehbare Gründe. Als Pioniere des „Mulchens" haben sich Ernst und Kurt Kretschmann aus Bad Freienwalde
(Haus der Naturpflege) verdient gemacht, wissenschaftlich begleitet von Rudolf Behm, Eberswalde.
Ihr Credo lautet: "Boden ohne Bedeckung ist ein kranker Boden."
In der Buchveröffentlichung „Mulch total - Der Garten der Zukunft" werden Methoden und langjährige Ergebnisse dargestellt, die die Vorzüge und den Nutzen des Mulchens auf vielfaltige Weise bestätigen.
Wo liegen nun die Vorzüge bzw. die Nachteile der verschiedenen Mulch-Methoden in der praktischen Anwendung?

Konservative Methode:

Vorwiegend wurden bisher Bäume, Sträucher, Hecken und Stauden im Wurzelbereich gemulcht. Als Material wurden Schreddermaterial, Rindenmulch, Rasenschnitt, Laub, Stroh oder auch Kompost (Halbrotte) aus der Kompostanlage in einer Stärke von 20 bis 30 cm eingesetzt. Die Mulchschicht war zugleich Bodenschutz vor äußeren Einflüssen, Veränderung, unnötiger Wasserverdunstung und von Unkrautwuchs sowie Humus- und Nährstoffversorgung für Pflanzen und Mikroorganismen, sofern das Kohlenstoff-Sticksloff-Verhältnis in Ordnung war.
Der Nutzgarten (besonders Gemüsebeete) wird im Rahmen dieser Methode (selektive Methode) nicht gemulcht. Optisch gesehen hinterlässt diese Art des Mulchens bei richtiger Handhabung einen guten Eindruck.

Neue Methode:

Totaler Mulchgarten: Das Prinzip dieser Methode besteht darin, die gesamte Gartenfläche einschließlich unbefestigter Wege ganzjährig mit organischem Material abzudecken. Neben den bereits erwähnten Materialien werden zusätzlich Wiesenschnitt (sofern vorhanden), Comfreyblätter und -stiele, Kartoffelkraut, Laub, Stroh u. a. verwendet.
Einen Komposthaufen im „totalen Mulchgarten" gibt es nicht mehr, alles anfallende gesunde organische Material wird sofort zum Mulchen (Flächenkompostiening) eingesetzt - der Rotteprozess findet auf dem Beet statt und ernährt kontinuierlich Mikroorganismen und Pflanzen. So wurden z. B. auf einem gemulchlen Beet auf einem Quadratmeter Fläche und in 0,30 m Tiefe bis zu 1800 verschiedene Regenwürmer gezählt, ein Indiz für sehr hohe Fruchtbarkeit.
In den Wintermonaten (Oktober bis April) werden alle Flächen mit Laub abgedeckt. Im „Totalen Mulchgarten" treten bei ausreichender Artenvielfalt wenig Krankheiten und Schädlinge auf, die reich vorhandenen Nützlinge (Vögel, Spinnen, Insekten, Kröten, Schlangen) beherrschen sie. Auch der Wasserbedarf und -verbrauch reduziert sich beträchtlich, was bei einer , durchschnittlichen Jahresniederschlags-menge von 400-500 mm im ostbrandenburgischern Raum und der Explosion der Wasserpreise von Bedeutung ist.
Hohe Erträge bei Obst, Gemüse und Kartoffeln stellen sich im Laufe der Jahre ein, bei bester Qualität und vorzüglichem Geschmack. Und das ohne Einsatz mineralischer Dünger. Optisch wirkt der „Totale Mulchgarten" unaufgeräumt und unfertig. Aber gibt es überhaupt einen „fertigen Garten"?
Zusammenfassung: Ohne Zweifel ist der „Totale .Mulchgarten" eine wesentliche Bereicherung und Erweiterung des Prinzips „Naturnaher Garten". Kretschmann schätzt den „Totalen Mulchgarten" als naturnaheste Methode ein, als „Naturschutz und Ökologie unmittelbar an der Haustür"!
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Entscheiden muss jeder Klein-, Haus- und Freizeitgärtner selbst vor Ort.